Der Schwarze Tod erreichte die Schweiz Ende 1347 und trat alle zehn bis zwanzig Jahre in grösseren oder kleineren Epidemien auf. Die Zentralschweiz war weit weniger betroffen als
beispielsweise Genf, Basel oder Graubünden, denn es waren vor allem Orte mit Verkehrs- und Handelswegen, die als besonders gefährdet galten. Ende des 17. Jahrhunderts gingen die Epidemien zurück,
aber die Angst vor den Epidemien blieb bis anfangs des 20. Jahrhunderts bestehen. Die Bewohner liessen damals sogenannte Pestmauern bauen, um die gesunden Bewohner vor den kranken zu schützen.
Noch heute ist die 25 km lange und zwei Meter hohe Pestmauer in der Provence als historisch interessanter Wanderweg bekannt.
Weniger bekannt ist die „Pestmauer“ in Weggis. Geni Reis weiss zu berichten, dass auf seinem Grundstück an der Luzernerstrasse 22 eine Mauer steht, an der zwar nicht die Pest, aber die Cholera
angezeigt worden war. An jener Mauer stand das letzte Haus, welches von der Cholera betroffen war. Eine Plakette aus dem Jahr 1835 erinnert daran. Geni Reis kann sich noch gut erinnern, dass bis
Ende der 1950er Jahre jeder Trauerzug jeweils an der Mauer innegehalten hat und erst nach einer Gedenkzeit zur Kirche weiterging.
Der Vater von Geni Reis liess 1955 die mehrere Meter hohe Bruchsteinmauer abtragen und sie niedriger bauen, brachte aber die Gedenktafel wieder an. Auch nach der Fertigstellung des aktuellen
Neubaus, wird die Mauer mit der Gedenktafel dort bleiben, wo sie seit 1835 angebracht ist, versichert Geni Reis.
Aufgezeichnetes Gespräch mit Geni Reis vom 17. Dezember 2024 / Karin Bernath