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Weggis als Zweitheimat des berühmten Schweizer Couturiers

Er erlebte «die Sommerfrische» gerne am Feriensitz der Familie, der stattlichen See-Halde an der Hertensteinstrasse: Fred Spillmann (1915 bis 1986), einer der wichtigsten und interessantesten Couturiers der Schweiz. Der wortgewandte Basler kleidete einst illustre Kundinnen wie Grace Kelly, Marlene Dietrich, Monserrat Caballé oder Josephine Baker ein. Je nach Gegenüber konnte er auch in einen herzhaften Basler-Dialekt mit bissigem Witz wechseln, erinnert sich seine Nichte. «Fred war ein Paradiesvogel». Er lebte für die Mode der Frau, fantasiereich, künstlerisch - Design und Kreativität in Perfektion: Er selbst, schrill oder stilecht gekleidet; Plateau-Schuhe, Perücke und eine seiner unzähligen ausgefallenen Brillen auf der Nase oder dann klassisch im Smoking.
Fred Spillmann brachte oft seine drei bis vier Hunde mit nach Weggis. Als kreativer Kopf und Grossmeister in Sachen erlesener Stoffe, schmückte er die See-Halde und alle, die darin ein und aus gingen. Nebst wertvollen und farbenfrohen Vorhängen standen überall Figuren - einige davon kreiert von Fred - Seiden- und Plastikblumen.
Fred Spillmann war ein Meister der Inszenierung. Unschwer zu erahnen, dass er, nebst seinem unermüdlichen kreativen Schaffen, Feste über alles liebte. Die Nichten erinnern sich an Familienferien mit Fred, vielen Verwandten und Gästen sowie an die eigens dafür mitgereiste Küchencrew. Im Salon wurde der gedeckte Tisch reich geschmückt und die Gäste mit Köstlichkeiten der Confiserien Dahinden und Hofmann und der gleichnamigen Metzgerei Hofmann verwöhnt.
Am Abend nach der Hauptprobe seiner legendären 100. Modenschau verstarb Fred Spillmann in seinem Atelier in Basel.

Aufgezeichnetes Gespräch mit R. Spillmann in der See-Halde am 10.8.2023 / Karin Bernath
Bild: Fred Spillmann Memoiren. Buchverlag Basler Zeitung. Basel 1986