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Die Geburt des Kurvereins

Noch in den 1890er Jahren schauten die sich gegenseitig bekämpfenden Weggiser Hotels und Pensionen erstaunt nach Vitznau, Gersau und Brunnen, wo es vor Gästen nur so wimmelte. Andreas Zimmermann zerbrach sich den Kopf, weshalb die Gäste nicht nach Weggis kamen. Er stellte fest, dass die Behörde kein Interesse an diesem Wirtschaftszweig zeigte, und die Bewohner Touristen mehrheitlich ablehnten: „Mir bruchid käni Fröndi“. Also musste ein Interessenverband her - der Kurverein. Nach Rücksprache mit dem nach einem Jahr aus Mexiko zurückgekehrten Arzt Dr. Walther war sich Andreas Zimmermann sicher: Wenn jemand mit viel Horizont und Weitblick von seiner Idee begeistert war, dann will er es versuchen. Am 11. Mai 1893 lud er sechs Hotel- und Pensionsbesitzer den Konditor Rudolf Urech-Dahinden, den Pfarrsigrist Xaver Zimmermann und Dr. Walther ein, um die Gründung eines Kurvereins Weggis zu besprechen. Diese erste Sitzung schien zwar vielversprechend zu sein, aber zu der kurz danach angesetzten Gründungsversammlung erschien nur ein Drittel der 100 eingeladenen Gäste. Die Gründer zeigten sich kämpferisch. Der Kurverein hatte ein Interesse an einem sauberen und ordnungsliebenden Weggis. „Ein schweres Kämpfen nahm seinen Anfang… Unzählige Gesuche zur Erfüllung von polizeilichen und hygienischen Massnahmen wie Strassenbeleuchtung, Kehrichtabfuhr, Strassenreinigung, Strassenbesprengung, Jauche-Verordnung, Bedürfnisstätte, wurden abgewiesen“ (Zimmermann A., S. 153). Jede einzelne Forderung dauerte Jahre, jene für die Strassenbeleuchtung und -besprengung zwei Jahrzehnte. Spazierwege, Ruhebänke, Wegweiser, Ausschmückung öffentlicher Plätze, deren Asphaltierung, eine neue Quai-Anlage, ein Strandbad, Veranstaltungen wie Seenachtsfeste oder die 1. Augustfeier’, ein Kurorchester, Spätschiffe nach Weggis, eine Weggiser Telefonzentrale, die Schaffung der protestantischen Kirche, das Verbot von Autos auf den schmalen Dorfstrassen: Die Innovationskraft des Kurvereins hielt jahrzehntelang an. „Der Wurf gelang. Mit einem Schlag überflügelte Weggis mit dieser Errungenschaft alle Kurorte am Vierwaldstättersee…“, stellte Andreas Zimmermann  fest (S. 167ff.).        

aus: Andreas Zimmermann. Fussstapfen einer Lebenswanderung, Weggis. Selbstverlag 1939

Bild: Erstes Komitee des Kurvereins. Oben, von links nach rechts: Heinrich Müller; Andreas Zimmermann, Xaver Zimmermann. Mitte: Dr. A. Walther. Unten von links nach rechts: Rud. Urech, H. Nef, F. Faulstich, S. 169


Inventarnummer 111068 / Karin Bernath