Es gab einmal eine Theaterbühne in Weggis mit drei Umkleide- und Schminkräumen, professionell hergestellten Bühnenbildern, Orchestergraben und einem Saal mit 330 Sitzplätzen.
Angefangen hat der Bühnenbau mit Bett- und Tischtüchern im Jahr 1849. Am 3. Cäcilien-Fest wurde zum ersten Mal im Hotel Löwen (heute Hotel Beau Rivage) eine Art Bühne mit Bett- und Tischtüchern
für die Aufführung „Schneider Kakadu“ errichtet.
Die Weggiser waren sich jedoch solch unchristliche und unsittliche Veranstaltungen noch nicht gewöhnt und schlugen im Schutz der Nacht aus Protest die Fenster mit Steinen ein. Beim nächsten Cäcilienfest im Jahr 1851 führten die unerschrockenen Theaterspieler unter anderem das Stück „Das wahre Christentum“ auf. Die Bühne bestand dieses Mal bereits aus Kisten und Bierfässchen.
Fünf Jahre später beauftragte die Theatergruppe den Luzerner Dekorationsmaler Büttner, eine Kulisse zu malen. Zudem kaufte sie die Kulissen der aufgelösten Theatergesellschaft Küssnacht und führte im Gasthaus zur Eintracht die Stücke auf. Streitereien, ein mässiger finanzieller Erfolg und die wachsende Konkurrenz mit stattlichen Landbühnen in Meggen, Küssnacht, Gersau und Beckenried führten dazu, dass 18 Jahre und 10 Monate in Weggis keine Theateraufführung mehr stattfand. Schon 1875 wurde die Idee geäussert, dass auf dem Bierkeller der Gebrüder Zimmermann ein Theatersaal errichtet werden sollte. Aber erst 1913 ermöglichte der Hotelier Andreas Zimmermann das Wunder einer ständigen Theaterbühne in Weggis.
Er beauftragte das bekannte Luzerner Architekturbüro Möri & Krebs* mit der Planung des neuen Hotels Schweizerhof, und zwar mit zugehörigem Theatersaal. Ein Vorhang mit Proszenium-Kullissen, eine Orchester-Versenkung, einer Deckenkulisse, elektrische Bühnenbeleuchtung mit dem Dreifarben-System und anderes mehr katapultierten Weggis in die Welt der berühmten Landbühnen. Allerdings war 1913 ein unglückliches Jahr für die Eröffnung des neuen „Musentempels“. Ein Jahr später brach der erste Weltkrieg aus.
Andreas Zimmermann verzagte nicht. Er gründete das „Heimatschutztheater“. Am 2. Februar 1915 fand die Uraufführung des neuen innenschweizerischen Dialektstücks „De Landsturmlütenant“ - ein Lustspiel in 3 Akten - statt. Die NZZ, das Vaterland, der Bund und andere Zeitungen lobten diesen fulminanten Theaterauftakt.
Der Redaktor der Luzerner Neuesten Nachrichten schrieb schliesslich 1922 „Der Autor Andreas Zimmermann hat uns im letzten Dezennium derart mit seinen volkstümlichen Heimatschutztheatern verwöhnt,
dass wir alle zwei Jahre, oder noch häufiger, sehnsüchtig nach Weggis schauen, ob dort wieder eine herz- und geistesfrischende Bauernkomödie gereift sei.“
*u.a. Architekten des Hotel Montana und der Lukaskirche in Luzern
Inventarnummer 111168, Altes Schulhaus / Karin Bernath