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Weggiser Hotelfachschule auf Schleuderkurs

Im ehemaligen Hotel National - heute Restaurant Hyg - hat sich 1984 die wohl schweizweit erfolgloseste Hotelfachschule einquartiert. Die „Hotel Academy“, welche sich als „Die beste Hotelfachschule der Schweiz“ angepriesen hatte, musste schon nach zwei Monaten wieder die Türen schliessen.
„Hotel Management - The Swiss Way“ - so warb die neue Hotelfachschule für sich. Das „International Hotel Management Institute Lucerne“ war laut Prospekt offiziell vom Kanton Nidwalden anerkannt und im Kanton Luzern registriert. Gegründet wurde es von den drei Hotelmanagern: Heinz Bürki, Absolvent der Lausanner Hotelfachschule, Rudolf Fischer, Absolvent der Hotelfachschule Belvoir Park Zürich, und dem Iren Tom Maher, Personalmanager mit Erfahrung in der Gastronomie. Der Beirat imponiert mit Namen von Singapur über Tokyo bis Schottland. Drei Standorte in den „Resort towns“ Weggis, Stansstad und Luzern sollen vorübergehende Heimat internationaler Hotelfachschüler werden. Die Schülerinnen und Schüler hätten nach zwei Modulen die Schule mit dem Diplom in „Hotel Operational Management“ verlassen können, oder nach drei Jahren mit dem Diplom „Higher Diplom in Hotel and Tourism Management“. Und noch schöner: Den Absolventinnen und Absolventen wurden Passarellen zu Universitäten in den USA, in Neuseeland oder in Grossbritannien in Aussicht gestellt.
In zahlreichen Zeitungen erschienen schon bald die fettgedruckten Titel „Für uns ist das Ganze ein grosser Schwindel“, „Die ‚beste Hotelfachschule der Schweiz‘ ist auf die Nase geflogen“, „Schüler wollen Schulgeld zurück“ u.a.m.. Die zwölf aus Malaysia, Singapur, Philippinen, Südafrika und Italien angereisten Studierenden werden wohl zeitlebens Weggis in Erinnerung behalten. Sie haben nebst den Reisekosten Schuldgeld von CHF 30’000.- bezahlt. Schon bald bemerkten sie aber, dass der sogenannte Unterricht nicht fachgemäss war, technische Einrichtungen fehlten oder defekt waren. Als sie die Fremdenpolizei in Luzern aufsuchten, um ihre Situation zu klären, fanden sie bei der Rückkehr die Türen der „Hotel Academy“ verschlossen. Mit Geleit von sechs Polizisten holten sie sich anderntags ihre Effekten aus dem Hotel und erstatteten Strafanzeige. Es stellte sich heraus, dass die „Schulleiter“ bei der Akquisition von Studierenden mit allem Möglichen schummelten: Sie behaupteten, 64 Plätze seien schon vergeben, nur noch wenige stünden zur Verfügung; das Kursprogramm sei vom Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit genehmigt; die Einreise-Formalitäten und Bewilligungen würden durch sie erledigt und vieles andere mehr. Als der Leiter der Hotelfachschule Consult in Brig von diesem Betrug erfuhr, stellte er für die „Hotel Academy“-Studierenden unentgeltlich Studienplätze zur Verfügung - ein Trost für den angeschlagenen Ruf der Schweiz als Zentrum guter Hotelfachschulen.
 

Inventarnummer 11822 und 11841, K003 / Karin Bernath