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Die heiligen Bäume von Weggis

Vermutlich hat der Wirt Franz Dolder-Ehrenbolger 1876 in der Vorder-Lützelau die erste Wellingtonia an der „Rigiera* angepflanzt. Es handelt sich dabei um einen Riesenmammutbaum aus der Sierra Nevada, der tausende von Jahre alt und 100 Meter hoch werden kann. Weitere Wellingtonias wurden kurz darauf auch beim Schloss Hertenstein, beim Parkhotel Bellevue, bei der Pension Villa Köhler und der Villa Eden angepflanzt. Mit dem Neubau der Kirche 1886 nahm eine Wellingtonia einen prominenten Platz an der Südseite der Kirche ein. Viele Einheimische, aber auch Touristen waren und sind noch immer stolz auf diese pflanzlichen Schönheiten. Welche Freude, wenn sie im Dezember als immense Weihnachtsbäume leuchten. Leider musste am frühen Morgen des 6. November 1980 der damals höchste Weihnachtsbaum dem Strassenbau weichen. Ein trauriges Ereignis, über welches selbstverständlich in den Zeitungen berichtet wurde. Fünf Jahre später schützten die Brüder Peter und John Wolf Brennan die Fällaktion der Wellingtonia bei der Villa Eden, indem sie sie als lebende Schutzschilde umarmten. Vergeblich. In der Wochenzeitung „Die Region“ wurde davon berichtet. Später wurde auch die Wellingtonia im Garten vor dem Restaurant des Parkhotels gefällt - sie sei krank gewesen. Dem Erweiterungsbau des Gemeindehauses fiel ebenfalls eine Wellingtonia zum Opfer. Es verbleiben noch einige wenige, so beispielsweise jene beim Campus Hotel Hertenstein und jene bei der Kirche. Über letztere wurde 1947 heftig diskutiert, als ein neues Pfarrheim geplant wurde. Die Wellingtonia sei schräg und müsse gefällt werden. Die dadurch verbreitete Angst heizte die Debatte im Dorf an. Der Meinungsmacher und Besitzer des Posthotels, Andreas Zimmermann, obsiegte: Der Baum blieb stehen und steht heute noch. Er wie auch die Hertensteiner Wellingtonia erfreuen uns jedes Jahr aufs Neue als prächtige Weihnachtsbäume.

 

Karin Bernath